Die Villa Fadenbunt in Nettersheim ist eine Schneiderei. Ich bin Elisabeth Weißkopf und darf mich seit 1994 Damenschneidermeisterin nennen.
Abgesehen davon, dass ich in der Lage bin Neues anzufertigen, Kaputtes zu reparieren, Unpassendes passend zu machen, Altem neues Leben zu verleihen, interessiert mich Alles was mit Textilien, "Fäden" & Kreativität zu tun hat.
Im Zeitalter von Klimawandel und Pandemie, ist für mich der Begriff der Nachhaltigkeit noch wichtiger geworden, als er es schon immer war. Deshalb versuche ich meinen Teil dazu bei zu tragen, dem entgegen zu wirken.
In absehbarer Zeit möchte ich auch Wolle, Stoffe & Kurzwaren zum Kauf anbieten.
Ich würde mich freuen, nach dem Lock Down, viele neue Kunden und Interessierte begrüssen zu dürfen.
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihre Elisabeth Weißkopf
Kölner Stadtanzeiger
Von Marco Führer 04.02.22 07:39
Euskirchen/Marmagen - Lieber wegwerfen und etwas Neues kaufen. Das ist der erste Gedanke, der vielen in den Sinn kommt, wenn der Föhn nicht mehr anspringt oder der Reißverschluss an der Jacke klemmt. Besonders nachhaltig ist das nicht. Dass es auch anders geht, zeigen Schneiderin Elisabeth Weißkopf und Informationselektroniker Udo Zavelberg. Sie reparieren Kaputtes – und liefern ihren Kunden am Ende Ware, die sich kaum von ihren fabrikfrischen Alternativen unterscheidet
„Heute hat nichts mehr einen Wert, weil alles so billig produziert wird“, sagt Elisabeth Weißkopf. Die Damenschneidermeisterin aus Marmagen ist sich sicher: Kleidung ist Wegwerfware geworden. Selbst die Lieblingshose landet bei kleinsten Mängeln in der Tonne – und wird schnell durch ein neues Modell ersetzt. Doch das müsse nicht sein. „Es gibt für alles eine nachhaltige und günstigere Lösung.“ Eine hängt in Weißkopfs Garderobe: Für eine Kundin hat sie aus einem alten Mantel eine modische Kurzjacke genäht. Für eine andere hat sie Second-Hand-Röcke angepasst.
Zu den häufigsten Anfragen, die die Schneidermeisterin erhält, gehört die Reparatur von Reißverschlüssen. „Nicht jeder Reißverschluss muss komplett ausgetauscht werden“, sagt sie. Oft passe nur der Schieber nicht mehr. Und auch der müsse nach der Reparatur eines Kleidungsstücks nicht unbedingt weggeworfen werden. „Ich hebe jeden Schieber auf. Der könnte an einen anderen Reißverschluss passen.“
Weißkopf hält nichts von der Wegwerfmentalität. In jedem Raum ihrer Villa Fadenbunt in der Peter-Milz- Straße wird das deutlich. Die Stühle in ihrem Wohnzimmer sind Jahrzehnte alt, haben schon ihrer Großmutter gehört. Weißkopf hat sie restaurieren lassen und die Sitzfläche mit Matratzenstoff bezogen. In ihrem Arbeitszimmer lagern alte Knöpfe – in Dutzenden von zweckentfremdeten Marmeladen- und Gemüsegläsern.
Weißhaupt repariert nahezu alles, was mit Stoff, Nadel und Faden zu tun hat. Auch Löcher. „Ich nähe sie nicht nur zu. Manche Leute wollen, dass die Löcher in ihren Hosen kleiner gemacht werden“, erläutert Weißkopf. Schließlich würden Löcher in Hosen vielen als Modetrend gelten. Weißkopf beobachtet aber auch, dass Hosen immer schneller verschleißen. Die Ursache vermutet sie im Material: „Jeans haben heute einen hohen Elastan- Anteil“, erläutert die Schneidermeisterin. Vor allem eng anliegende Hosen bestehen oft zu einem großen Teil aus dem gummiartigen Faden, der leicht ausleiert. „Die Hosen sind dann schnell an den Beinen durchgescheuert.“ ....
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Verteilt über den Kreis Euskirchen gibt es eine Vielzahl von Dienstleistern, Unternehmen und Läden, die sich
ganz der Vermeidung von Abfall widmen. Sie alle listet der Kreis in seiner Nachhaltigkeitskarte auf.
Hilfestellung für einen nachhaltigen Lebensstil soll die Karte aus Sicht des Kreises geben. „Sie soll den Bürgern
näherbringen, wo sie Dinge reparieren lassen können und warum das sinnvoll ist“, sagt Karen Beuke,
Abfallberaterin des Kreises. Die Nachhaltigkeitskarte zeigt, wo Garten- und Baugeräte ausgeliehen werden
können oder wo es Second-Hand-Kleidung gibt. Einige öffentliche Bücherregale sind ebenso zu finden wie
Reparaturwerkstätten für verschiedenste Waren. Auch Entsorgungsstationen für alte CDs, Korken oder
Batterien sind auf der Karte verzeichnet.
Ständig erweitert der Kreis die Nachhaltigkeitskarte. „Jeder Akteur, der sich mit Abfallvermeidung und
Nachhaltigkeit beschäftigt, ist willkommen“, sagt Beuke. Es ist jederzeit möglich, sich in die
Nachhaltigkeitskarte mit Adresse eintragen lassen. Ein entsprechendes Formular findet sich – wie die Karte
selbst – auf der Internetseite des Kreises.